Bis 1970 ist das Werk Lohmar beeindruckend gewachsen: Die Verwaltung ist fünfgeschossig ausgebaut, vorne rechts die Shedhalle mit Lehrwerkstatt, dahinter das Heizkraftwerk mit Schornstein.Walterscheid GmbH Logo

100 JAHRE WALTERSCHEID – EINE MARKE, DIE VERBINDET

Traktoren wie der weit verbrei- tete Lanz Bulli erleichtern ab den 1950er Jahren die Arbeit – bei der Heuernte und vielen weiteren Aufgaben.
Von Burr Ridge (Illinois) aus erschließt Walterscheid den nordamerikanischen Markt.
Die elektronische Datenverarbeitung hält in den 1980er Jahren Einzug und verändert viele Arbeitsplätze. Die Konstruktion nutzt erstmals CAD-Rechner (1) und bewegt sich zwischen Computer und Zeichenbrett (2). Auch im Versuch wird rechnergestützt gearbeitet (3).
Das Traktor-Anbau-System (TAS) vereint Unterlenker, Fanghaken und Stabilisierungssystem. Es lässt sich am Heck und/oder an der Front anbrin- gen und entwickelt sich rasch zum Erfolgsmodell.
Fußballturniere, Lauf- und Wandertage fördern den Zu- sammenhalt der Belegschaft.
Vielstimmig: Der Werkchor nimmt in den 1980er Jahren eigene Schallplatten auf.

Global Player –
Ära Manfred Arntz

1978–2003

Bereit für den Wettbewerb

Manfred Arntz übernimmt 1978 die Geschäftsführung und weitet die Aktivitäten gemeinsam mit Peter Röttgen zunächst in Europa und bald darauf weltweit aus. Walterscheid entwickelt sich zum Global Player der Landtechnik. Das Traktor-Anbau-System (TAS) wird ab 1986 zu einem wichtigen zweiten Standbein. Walterscheid schließt sich innerhalb des GKN-Konzerns mit anderen Zulieferern für Land- und Baumaschinen zusammen: 1998 entsteht die Division GKN Off-Highway.

Unter Geschäftsführer Manfred Arntz zeigt sich Walterscheid „bereit für neue Taten“.

Unter Geschäftsführer Manfred Arntz zeigt sich Walterscheid „bereit für neue Taten“.

Uni-Cardan bezieht das Gebäude auf dem Siegburger Privatgelände des verstorbenen Jean Walterscheid.

„Wir sind bereit für neue Taten“, lautet die Devise der neuen Geschäftsführung um den 32-jährigen Fertigungsingenieur Manfred Arntz. Arntz hat nach seinem Studium an der Ingenieurschule Gummersbach (heute Teil der Fachhochschule Köln) zunächst einige Jahre Berthold Kurscheidt assistiert. 1978 übernimmt er den Geschäftsführerposten von Kurscheidt, der in den Uni-Cardan-Vorstand wechselt. Walterscheid steht zu diesem Zeitpunkt gut da: Die Entwicklung der Landtechnik hat den Bedarf an Gelenkwellen in die Höhe getrieben. Zapfwellengetriebene Maschinen wie Kreiseleggen, Kreiselheuer oder Schleuderstreuer sind inzwischen weit verbreitet. Bis 1978 hat Walterscheid bereits 12 Millionen landwirtschaftliche Gelenkwellen hergestellt.

Allmählich formiert sich jedoch ernstzunehmender Wettbewerb in der Antriebstechnik – nicht zuletzt, weil einige Walterscheid-Patente auslaufen. Arntz versucht daher, Standorte und Produktlinien zu konzentrieren. Walterscheid stellt die Herstellung von Anlasser-Zahnkränzen ein und verkauft sie. Das Werk in Kiel konzentriert sich auf die Herstellung von Achswellen. Eine neue Gruppe von Mitarbeitern aus Konstruktion und Fertigung arbeitet an Innovationen, denn Walterscheid verfolgt weiter den Anspruch, bei den technischen Fortschritten in der Landtechnik führend zu sein. Bei der Entwicklung orientiert sich das Unternehmen an den Erfordernissen der Landwirtschaft und kooperiert zum Teil mit der TH Aachen. Erste Ergebnisse präsentiert Walterscheid schon 1978: Die Gelenkwelle 2000 bildet die zweite Generation der Walterscheid-Antriebstechnik. Gabeln und Kreuze sind deutlich verbessert und durch kleineren Bauraum und niedrigeres Gewicht sind die Gelenke leistungsstärker. Tiefgezogene Lagerbüchsen verlängern zudem deren Lebensdauer. Die Teleskopelemente der Gelenkwellen werden der gestiegenen Lebensdauer angepasst.

1978 zieht die Uni-Cardan-Zentrale von Lohmar auf das frühere Privatgelände Jean Walterscheids in Siegburg. Das entlastet Walterscheid in Lohmar, wo jetzt mehr Raum zur Verfügung steht.

Gelenkwellen sind Walterscheids Hauptprodukt und in einer breiten Fülle erhältlich.

Die Übersicht der Gelenkwellentypen von 1953 bis 1978 zeigt eine beachtliche Weiterentwicklung bis zur Gelenkwelle 2000.

Internationaler Aufbruch

Der Einstieg in Fernost: In Tokio entsteht 1980 das Joint Venture Matsui-Walterscheid.

Die Geschäftsführung unter Manfred Arntz sucht neue Absatzmärkte. Das Kerngeschäft in Westeuropa soll gepflegt, das außereuropäische Geschäft ausgebaut werden. Für die strategische Planung und den Aufbau des internationalen Vertriebs- und Produktionsnetzes ist der studierte Wirtschaftswissenschaftler Peter Röttgen verantwortlich, der 1977 bei Walterscheid angefangen hat. Mit dem Standort Burr Ridge ist der Grundstein in Nordamerika gelegt. Von hier aus beliefert Walterscheid Kunden in den USA mit kompletten Gelenkwellen, die in Deutschland hergestellt werden.

Neben Nordamerika erschließen Walterscheid-Mitarbeiter weitere Märkte; sie legen viele tausend Kilometer zurück, um das Unternehmen zum Global Player zu machen. Neben lokalen Vertriebspartnern sollen auch Produktionsstätten hinzukommen. Ein Mittelsmann stellt den Kontakt zur japanischen Firma Matsui her, die Gelenkwellen fertigt und in Ostasien wachsen möchte. 1980 gründen Matsui und Walterscheid ein Joint Venture, die Matsui-Walterscheid Ltd., mit Sitz in Tokio.

Auch der Bereich Rohrverschraubungen richtet sich global aus. In Spanien und Portugal gibt es bereits Vertriebspartner. Zwischen 1978 und 1981 folgen Vertretungen in den USA, Südafrika und Brasilien sowie in Asien. Da der Schiffsbau sich in dieser Zeit von Europa nach Fernost verlagert, werden Walterscheid-Rohrverschraubungen bald auch in Indien, Thailand, Malaysia, Indonesien, Hongkong und Singapur angeboten. Der Umsatz mit Rohrverschraubungen kann in dieser Zeit verdreifacht werden.

Von Burr Ridge (Illinois) aus erschließt Walterscheid den nordamerikanischen Markt.

Von Burr Ridge (Illinois) aus erschließt Walterscheid den nordamerikanischen Markt.

In Burr Ridge betreibt Walterscheid eine eigene Montage.

In Burr Ridge betreibt Walterscheid eine eigene Montage.

In Burr Ridge betreibt Walterscheid eine eigene Montage.

Abschiede

Eine von zahlreichen Innovationen der frühen 1980er Jahre: die Abschaltkupplung K62

Eine von zahlreichen Innovationen der frühen 1980er Jahre: die Abschaltkupplung K62

Nach über 45 Jahren bei Walterscheid, davon fast 40 in führender Position, verlässt Bernhard Walterscheid-Müller 1981 das Unternehmen. Er scheidet nicht nur aus dem aktiven Geschäft aus, sondern verkauft auch seine Uni-Cardan-Anteile an GKN. Der Konzern hält nun 82 Prozent an der Uni-Cardan. Walterscheid-Müllers Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender von Walterscheid und Vorsitzender der Uni-Cardan wird der Brite Trevor C. Bonner. Die Besetzung aus England entspricht der nun deutlich größeren Rolle von GKN.

Der Bereich Rohrverbindungen zieht 1981 mit seiner Produktion nach Lohmar in eine leer geräumte Halle (Halle 3), zusätzlich baut Walterscheid eine vierte Halle als Lager, Packerei, Versand- und Montagehalle für die Rohrverschraubungen. Da der Standort Siegburg nicht mehr gebraucht wird, verkauft Walterscheid das Areal an das Holzunternehmen Lüghausen, das sich bereits auf dem Nachbargelände niedergelassen hat. Als das Werk samt Bürogebäude zum Jahreswechsel 1981/82 übergeben wird, endet die Siegburger Zeit nach über 70 Jahren (davon 50 Jahre am Mühlengraben). Allerdings bleibt Walterscheid der Stadt, die auch Kreisstadt ist, weiter verbunden.

Zu den Innovationen der frühen 1980er Jahre gehört die neue Abschaltkupplung K62, die 1982 auf die K60 folgt. Die K62-Kupplung lässt bei Überschreiten eines eingestellten Drehmoments Kugeln in Entlastungsvertiefungen einrasten und trennt so An- und Abtrieb. Claas setzt sie 1984 im Jaguar Feldhäcksler als Schnellstoppkupplung ein, weitere Hersteller von Häckslern folgen.

Reale Firma zum Üben

Ein Ausbildungsplatz bei Walterscheid ist in der Region begehrt. Spätestens seit Gründung der eigenen Lehrwerkstatt 1969 ist das Unternehmen für seine gute Ausbildung bekannt. Industriemechaniker, Zerspanungsmechaniker und Energieelektroniker lernen hier ebenso ihre Berufe wie Industriekaufleute. Eine Form besonders praxisnaher Ausbildung setzt Walterscheid ab 1985 um: die Walterscheid-Übungsfirma (ÜFA), betrieben von Auszubildenden im dritten Lehrjahr der gewerblich-technischen Berufe und von angehenden Kaufleuten im ersten Lehrjahr. Gemeinsam führen sie ein Jahr lang selbstständig eine reale Firma. Jede ÜFA entwickelt ein eigenes Produkt. Zusätzlich werden Rohrbiegewerkzeuge für die Firma Eaton hergestellt und Dienstleistungen angeboten. Walterscheids Abteilungen kaufen zu regulären Preisen ein und erwarten, wie bei externen Anbietern, gute Qualität, Termintreue und faire Preise. Technische Auszubildende stellen also Produkte her, die tatsächlich verwendet werden. Und die kaufmännischen Auszubildenden lernen nicht nur die Theorie, sondern kaufen selbst ein, vertreiben und werben, sind für Rechnungswesen und Controlling zuständig. Dabei lernen die Nachwuchskräfte auch, selbstständig und kreativ zu arbeiten.

Das Konzept ist ein voller Erfolg. Jahr für Jahr gründen die Auszubildenden eine neue Juniorfirma mit eigenem Namen und eigener Buchhaltung. Auch führende Walterscheid-Mitarbeiter haben einst in der ÜFA gelernt. Die Gewinne spendet die ÜFA zum Großteil für gute Zwecke in der Region. In bisher 33 Jahren haben sie einen Gesamtumsatz von knapp 1,3 Millionen Euro und einen Gewinn von mehr als 440.000 Euro erwirtschaftet. Die Umsatzrentabilität liegt bei beeindruckenden fast 35 Prozent.

Die ÜFA 33 mit den Ausbildern Andrea Heinen (1. von rechts), Ralf Gehrke (1. von links) und Personalleiter Norbert Fielen- bach (3. von links) spendet ihren Gewinn an soziale Einrichtungen in der Region.

Die ÜFA 33 mit den Ausbildern Andrea Heinen (1. von rechts), Ralf Gehrke (1. von links) und Personalleiter Norbert Fielenbach (3. von links) spendet ihren Gewinn an soziale Einrichtungen in der Region.

Die elektronische Datenverarbeitung hält in den 1980er Jahren Einzug und verändert viele Arbeitsplätze. Die Konstruktion nutzt erstmals CAD-Rechner (1) und bewegt sich zwischen Computer und Zeichenbrett (2). Auch im Versuch wird rechnergestützt gearbeitet (3).
Die elektronische Datenverarbeitung hält in den 1980er Jahren Einzug und verändert viele Arbeitsplätze. Die Konstruktion nutzt erstmals CAD-Rechner (1) und bewegt sich zwischen Computer und Zeichenbrett (2). Auch im Versuch wird rechnergestützt gearbeitet (3).

Die elektronische Datenverarbeitung hält in den 1980er Jahren Einzug und verändert viele Arbeitsplätze. Die Konstruktion nutzt erstmals CAD-Rechner (1) und bewegt sich zwischen Computer und Zeichenbrett (2). Auch im Versuch wird rechnergestützt gearbeitet (3).

Konzentration auf Kernmärkte

1983 stellt Walterscheid die Herstellung von Achswellen ein und konzentriert seine Produktion auf drei Bereiche: CV-Wellen für die Automobilindustrie, Rohrverschraubungen sowie Landtechnik mit den beiden Säulen Anbausysteme und Antriebstechnik.

Auf der DLG 1984 in Frankfurt präsentiert das Unternehmen mehrere Neuerungen für Gelenkwellen. So löst der halbautomatische QC-Schnellverschluss den Schiebestift der ersten Generation ab. Wenn der Nutzer kuppelt, rastet die Verriegelung mit dem Verschluss automatisch ein. Möchte er abkuppeln, schiebt er eine Schiebehülse zurück. Die Nockenschaltkupplung K64 erweitert das Spektrum abschaltender Überlastkupplungen. Sie arbeitet mit Sperrnocken, die bei Überlast entriegeln, und wird unter anderem in Ladewagen, Stalldungstreuern oder Kreiseleggen eingesetzt.

1984 gründet Walterscheid eine Vertretung in Australien mit Sitz in Melbourne.

Investitionen in die Zukunft

Als die Jahresumsätze Mitte der 1980er Jahre mehr als 300 Millionen Mark betragen, investiert Walterscheid in Technik: Ab 1985 steuern CNC-Maschinen (Computer Numeric Controlled) die Gelenkwellenfertigung – eine deutliche Rationalisierung und Qualitätssteigerung. Computergesteuert ist auch das 1985 eröffnete Hochregallager für Produkte und Rohstoffe mit 6.000 Palettenstellplätzen. In der Konstruktion hält CAD (Computer Aided Design) Einzug und ersetzt nach und nach die Zeichenbretter.

Walterscheid investiert auch in den Standort in den USA. Nach einem dramatischen Kurseinbruch des Dollars steigen die Preise für importierte Bauteile um mehr als 75 Prozent. Walterscheid beschließt, am Standort Burr Ridge künftig Gelenke und Kupplungen selbst aus Einzelteilen zu montieren, die weiterhin der Standort Lohmar liefert. Walterscheid kauft zudem 1986 das Hayes-Dana-Werk Agmaster im kanadischen St. Thomas (Ontario) und richtet hier einen weiteren Standort für Nordamerika ein.

Erfolg mit System

Das Traktor-Anbau-System (TAS) vereint Unterlenker, Fanghaken und Stabilisierungssystem. Es lässt sich am Heck und/oder an der Front anbringen und entwickelt sich rasch zum Erfolgsmodell.

1986 stellt Walterscheid eine Neuheit vor, die sich zu einem eigenen wichtigen Standbein entwickeln wird: das Traktor-Anbau-System (TAS). Während das Kuppelsystem WKS nur aus Oberlenkerhaken und Unterlenkerhaken bestand, integriert TAS Unterlenker, Fanghaken und Stabilisierungssysteme; Hubstreben und hydraulische Oberlenker erleichtern Arbeiten am Schlepperheck. Bereits ein Jahr später ergänzt Walterscheid das System um Seitenstreben, die automatisch zwischen seitlicher Schwimmstellung und Starrstellung wechseln. So lassen sich Dreipunktgestänge und Anbaugeräte effizienter einsetzen. Oberlenker und Seitenstrebe erhöhen den Komfort für die Landwirte deutlich.

Ladewagen oder Feldhäcksler verfügen inzwischen häufig über eingebaute Getriebe für Drehmomentänderungen und Kraftverzweigungen. Walterscheid erkennt die Chance, Gelenkwellen an Getriebe zu koppeln. Die Konstrukteure in Lohmar entwickeln eine Universal-Winkelgetriebe-Baureihe, die auf die Gelenkwellenbaureihe 2000 abgestimmt ist. Wie 1953 mit der Spezialgelenkwelle überzeugt Walterscheid nun Landmaschinenhersteller, die eigene Getriebefertigung aufzugeben und beim Systemspezialisten zu kaufen. Walterscheids Getriebe werden zum Beispiel für die Ernte- und Düngetechnik, aber auch bei der Bodenbearbeitung eingesetzt. Getriebe, Überlastkupplungen, Gelenkwellen, Schutzvorrichtungen und Drehmomentüberwachung bilden zusammen das Antriebssystem Walterscheid Drive Line System (DLS).

Während die Zulieferprodukte für die Landtechnik boomen, geraten Walterscheid-Rohrverschraubungen (RV) unter Druck. Als die Konstrukteure einen neuen Profilring entwickeln, der die bisherigen Ringsysteme ablösen soll, gelingt jedoch ein großer Wurf. Die Leistungen sind hervorragend, die Branche spricht vom „weltbesten Zweischneidenring“. Auf der Hannover-Messe 1987 stellt Walterscheid den WALPRO-Ring mit großem Erfolg vor. Der RV-Bereich steigert kurz darauf seinen Jahresumsatz auf 70 Millionen Mark.

Messeauftritt eines Systemlieferanten: Walterscheid bietet neben seinen Hauptprodukten – den Gelenkwellen und dem Traktor-Anbau-System – viele weitere Landtechnik-Komponenten.

Messeauftritt eines Systemlieferanten: Walterscheid bietet neben seinen Hauptprodukten – den Gelenkwellen und dem Traktor-Anbau-System – viele weitere Landtechnik-Komponenten.

Macher Arntz, Stratege Röttgen

Walterscheid verstärkt sein Engagement in Nordamerika und kauft ein Werk im kanadischen St. Thomas (Ontario).

1988 erhöht GKN seinen Anteil an der Uni-Cardan auf nahezu 100 Prozent. Da der Konzern ein einheitliches Erscheinungsbild abgeben möchte, wird die Uni-Cardan 1990 in GKN Automotive umbenannt. Innerhalb dieses Bereichs soll Walterscheid als Agritechnical Products Division (APD) den Landtechnik-Markt bedienen. Im gleichen Jahr 1988 baut Walterscheid in Kanada, etwa 50 Kilometer westlich vom bisherigen Standort, ein neues Werk. In Rodney, einer landwirtschaftlich geprägten Gemeinde in der Nähe von Chicago, steigert das Unternehmen die Produktion deutlich. So lassen sich auch kurzfristige Kundenwünsche erfüllen und Absatzmöglichkeiten erweitern. Die Betriebe in den USA und in Kanada beliefern gemeinsam rund 95 Prozent der nordamerikanischen Landmaschinenhersteller. Der damalige Geschäftsführer der beiden Standorte, Joel Martin, frohlockt: „Die Kombination aus hohem Serienfertigungspotenzial in Lohmar und kurzer Reaktionszeit der Serienproduktion in Rodney stellt für Walterscheid einen Vorteil gegenüber all seinen Wettbewerbern im nordamerikanischen Markt dar.“

Der internationale Erfolg ist auch ein Verdienst des für den globalen Vertrieb verantwortlichen Peter Röttgen, der 1990 in die Geschäftsführung berufen wird. Arntz und Röttgen bilden ein sehr erfolgreiches Duo, hochgeachtet im Hause Walterscheid, bei der Kundschaft und nicht zuletzt in den Verbänden. Manfred Arntz engagiert sich im Vorstand des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) im Bereich Landtechnik, neun Jahre lang ist er hier sogar Vizepräsident. Ein führender Mitarbeiter sagt im Rückblick: „Röttgen war Stratege und Vordenker, Arntz der Macher und Umsetzer.“

Peter Röttgen, der spätere Geschäftsführer, treibt mit dem Vertrieb die Internationalisierung voran.

Peter Röttgen, der spätere Geschäftsführer, treibt mit dem Vertrieb die Internationalisierung voran.

Wir (sportlichen) Walterscheider

Fußballturniere, Lauf- und Wandertage fördern den Zusammenhalt der Belegschaft.

Walterscheid gibt Anfang der 1990er Jahre ein Mitarbeiter-Magazin heraus, um Entscheidungen der Geschäftsführung zu erläutern und Ausblicke in die Zukunft zu geben. Abteilungen und Standorte berichten über ihre Erfahrungen, hinzu kommen Informationen über technische und wirtschaftliche Entwicklungen sowie persönliche Porträts von Mitarbeitern.

Zusammenhalt hat für die Walterscheider seit jeher eine große Bedeutung – für viele auch in der Freizeit. Lauf- und Wandertage gehören seit Jahrzehnten fest in den Jahreskalender. Dabei galt schon zu Zeiten von Bernhard Walterscheid-Müller: „Keiner durfte vor ihm ins Ziel zu kommen.“

Noch mehr Sport wollen 45 Walterscheid-Mitarbeiter treiben, die am 5. April 1990 die Betriebssportgemeinschaft Walterscheid e.V. (BSG) gründen. Unter Vorsitz von Personalleiter Norbert Fielenbach steigt die Mitgliederzahl auf 138 Mitglieder. Sie spielen Fußball, fahren Rad oder treiben Gymnastik. Auch Tennis, Tischtennis und Badminton werden angeboten. Zu den Fußball-Turnieren beim BSG-Sportfest melden sich Mannschaften der Abteilungen an, von der CV-Fertigung über die Azubis bis zur Schweißerei oder dem Vorrichtungsbau. Sie spielen in zwei Gruppen eine Vorrunde und dann gegeneinander die Plätze aus.

Fußballturniere, Lauf- und Wandertage fördern den Zu- sammenhalt der Belegschaft.

Hautnahe Wiedervereinigung

1991 verstirbt Bernhard Walterscheid-Müller im Alter von 73 Jahren. Am Ende eines imposanten Lebensweges ist er Ehrenbürger Lohmars und des italienischen Bruneck, Ehrenvorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereines und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Auch Walterscheid hat ihn zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sein Tod fällt in eine Zeit des Wandels. Die deutsche Wiedervereinigung und das Ende des Kalten Krieges bieten der Wirtschaft Chancen in Osteuropa. Viele westdeutsche Unternehmen interessieren sich für die Staatsbetriebe der DDR, die die Treuhandanstalt verwaltet und möglichst in Privatunternehmen umwandelt. Walterscheid schaut besonders nach der Getriebefertigung – ein Bereich, in dem das Unternehmen noch Schwierigkeiten hat. „Bei Gelenkwellen ist Walterscheid Spezialist für alle Anwendungen, aber bei Getrieben decken wir nur einen kleinen Teil ab“, sagt Peter Röttgen im Herbst 1992. Die Übernahme des Getriebewerks Kirschau in Sachsen könnte das ändern. Die Region nahe der polnischen und tschechischen Grenze war Zentrum des Landmaschinenbaus in der DDR. Das Werk in Kirschau entwickelt und produziert Getriebe für Mähdrescher, Häcksler, Pressen und Schwadmäher.

Während die Gespräche zur Übernahme laufen, beginnt die Zusammenarbeit der Betriebe. Mitarbeiter aus Kirschau besuchen Lohmar und arbeiten im Werk mit, Mitarbeiter aus Lohmar reisen nach Sachsen. Die Besucher staunen nicht schlecht, dass die Spree mitten durch das Kirschauer Werk fließt. Auch die Mentalitäten unterscheiden sich; es braucht Zeit, um sich miteinander vertraut zu machen. Peter Röttgen fasst es so zusammen: „Das Zusammenwachsen war nicht nur ein geschäftlicher Akt, sondern ein hautnahes Erlebnis deutscher Wiedervereinigungsgeschichte.“

Licht und Schatten

Als die Aufbruchstimmung nachlässt, zeigt sich, dass manche Erwartung zu optimistisch war und Geduld gefragt ist. Das wiedervereinigte Deutschland tut sich schwer, wirtschaftlich zusammenzuwachsen. Die Kaufkraft im Osten ist gering, die Staaten in Osteuropa und der zerfallenden Sowjetunion leiden unter den politischen Umständen und veralteter Technik. Auch in den bisherigen Hauptabsatzgebieten Walterscheids in Westeuropa und Nordamerika gibt es Probleme. In den Jahren 1991 und 1992 gehen die Umsätze in den wichtigsten Absatzbereichen Traktoren, Landmaschinen und dem für die Rohrverschraubungen wichtigen Maschinenbau weltweit zurück. Die Umsätze sinken auf 230 Millionen Mark, die Beschäftigtenzahl auf 1.100.

Immerhin werden 1992 Lizenz- und Zulieferverträge mit den Unternehmen Kaleli (Ankara, Türkei) und Arya Mehvar (Teheran, Iran) geschlossen, der Umsatz in Nordamerika wächst auf nun 30 Millionen Mark. Das Werk in Rodney verdoppelt innerhalb eines Jahres die Herstellung von Walterscheid-Produkten. Das ist auch eine gute Nachricht für den Standort Lohmar, der die Einzelteile liefert, die Rodney dann verbaut.

1993 übernimmt Walterscheid das Getriebewerk Kirschau von der Treuhand. Aus der vorsichtigen Annäherung ist eine feste Verbindung entstanden. Der Standort in Sachsen entwickelt sich zu einer festen Größe für das Unternehmen. Doch die Zeiten sind unsicher, Walterscheid steht weiter unter Druck. Hohe Qualität und Liefertreue haben ihren Preis, der allerdings immer schwerer durchzusetzen ist. Manfred Arntz ruft dazu auf, effizienter und kostengünstiger zu produzieren. Die Belegschaft leidet unter den neuen Tönen, während die Führungsebene verträgliche Lösungen sucht. Es gibt keine Massenentlassungen, die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat ist gut. Viele Kompromisse werden beim wöchentlichen Jour fixe gefunden. Ein flexibles Arbeitszeitmodell bringt beispielsweise Entlastung für das saisonal schwankende Zulieferer-Geschäft der Landtechnik. Lange mussten im arbeitsintensiven ersten Halbjahr Überstunden geleistet, im zweiten Halbjahr Kurzarbeit angemeldet werden. Jetzt sorgen Arbeitszeitkonten für einen Ausgleich.

Werk an der Spree: Das Getriebewerk im sächsischen Kirschau übernimmt Walterscheid 1993.

Werk an der Spree: Das Getriebewerk im sächsischen Kirschau übernimmt Walterscheid 1993.

Werk an der Spree: Das Getriebewerk im sächsischen Kirschau übernimmt Walterscheid 1993.

Neue Aufstellung(en)

Ab 1993 trägt das Unternehmen den Namen GKN Walterscheid, der Name des Firmengründers „Jean“ muss weichen. Wie der Mutterkonzern setzt die GKN Walterscheid GmbH auf divisionale Organisation. In einer neuen Organisation ließen sich besser eigenständige strategische Lösungen erarbeiten, ist die Geschäftsführung überzeugt. „Außerdem lassen sich die Kosten leichter zuordnen und sind so besser in den Griff zu bekommen.“ Aus den Standorten in Kirschau und Nordamerika (Rodney/Burr Ridge) werden eigene Divisionen. In Lohmar unterteilt Walterscheid die Produkte in die Divisionen APD (Agritechnical Products Division) für Landtechnik, CV (Constant Velocity) und RV (Rohrverschraubungen). Der Bereich Service und Distribution agiert ebenfalls eigenständig. 1994 wagt die Geschäftsführung den nächsten Schritt und wandelt den Rohrverschraubungs-Bereich in eine eigenständige Kapitalgesellschaft um: die Walterscheid Rohrverbindungstechnik. Innerhalb der APD erhalten die Bereiche DLS (Antriebstechnik) und TAS (Anbausysteme) zunehmend stärkere Eigenständigkeit. TAS wird im Werk 2 des Lohmarer Areals konzentriert.

Die neue Struktur schlägt sich auch in der Produktion nieder. Während bisher ähnliche Arbeitsvorgänge und Maschinentypen nach dem Werkstattprinzip zusammengefasst wurden, sind nun Arbeitsgruppen für die gesamte Fertigung einer Teilefamilie verantwortlich. Zur sogenannten produktorientierten Fertigung gehört auch, dass die Gruppe möglichst alle Betriebsmittel an einem Ort vorfindet.

1997 schließen sich die landtechnisch orientierten Firmen Sankey, mit den Fertigungen der Wheels in Telford/Großbritannien, Nagbol/Dänemark und Carpenedolo/Italien und Walterscheid innerhalb des GKN-Konzerns zusammen – auf Initiative aus Lohmar. Peter Röttgen ist überzeugt, dass die „Landtechniker“ zu versteckt seien „hinter der Automotive-Fassade“. Das hindere sie daran, ihr ganzes Potenzial zu entfalten. Die beteiligten Firmen sind Zulieferer für Fahrzeuge abseits der Straße – Traktoren, Land- und Baumaschinen –, daher nennt sich die neue Division ab 1998 GKN Off-Highway.

Landwirtschaft und Landtechnik im Wandel

Maschinen sind der zentrale Schlüssel für den Wandel der landwirtschaftlichen Produktion. Erzeugte ein Landwirt 1950 im Durchschnitt Nahrungsmittel für zehn Personen, sind es 1991 bereits 80. Durch den technischen Fortschritt lassen sich mit weniger Arbeitskraft größere Flächen bewirtschaften und größere Viehbestände halten. Mit der Technisierung der Landwirtschaft entsteht in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eine leistungsfähige Landmaschinenindustrie, die Mitte der 1950er Jahre einen Anteil von 15 Prozent an der Maschinenbauproduktion erreicht (heute etwa 2–3 Prozent). Eine Vielzahl kleiner und mittlerer Hersteller produziert unter anderem Schlepper, deren mittlere Leistung von 21 PS (1950) auf 37 PS Mitte der 1960er Jahre steigt. Zugleich beginnt eine Konzentration: Viele kleinere Hersteller geben auf oder fusionieren. Zurück bleiben größere Unternehmen, die weiter an der Leistungssteigerung von Schleppern und Maschinen arbeiten. Auch Zulieferunternehmen spielen bei der Entwicklung eine zentrale Rolle, denn neben der Motorenleistung steigen die Erwartungen an Bedienkomfort und Funktionalität.

Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft stellen sich neue Herausforderungen für die Landmaschinenindustrie, in den 1970er Jahren setzt sich das große „Höfesterben“ fort. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinkt von mehr als einer Million in Westdeutschland 1970 auf 275.000 in Gesamtdeutschland 2016.

Die durchschnittliche Betriebsgröße erhöht sich im gleichen Zeitraum von 11 auf 60 Hektar. In der Landmaschinenindustrie hält der Trend zur Konzentration von Unternehmen an. Die Anzahl der Maschinen sinkt, die Leistungsfähigkeit steigt – eine Entwicklung, die bis heute besteht und auch die Zulieferer einschließt. Während der Absatz auf dem deutschen Markt begrenzt ist, steigen die Chancen auf den internationalen Märkten. Hier wie dort erhöhen sich die Ansprüche der Kunden: Produkte sollen just in time und in „Zero-Defect-Quality“ (also fehlerfrei) geliefert werden. Landtechnik soll langlebiger, einfacher zu handhaben und besser zu warten sein. Der Trend geht von der Massenmaschine zur technisch hochwertigen Spezialmaschine. Aus Einzelkomponenten werden zunehmend integrierte Systeme.

Größer, breiter, leistungsstärker: Messen wie die Agritechnica zeigen die Entwicklungen in der Landtechnik.

Größer, breiter, leistungsstärker: Messen wie die Agritechnica zeigen die Entwicklungen in der Landtechnik.

Entwicklung in allen Bereichen

Mit Power Drive präsentiert Walterscheid 1997 seine dritte Gelenkwellen-Generation.

In der neuen Struktur entwickeln alle Walterscheid-Bereiche Innovationen. Die neue Walterscheid Rohrverbindungstechnik GmbH ändert ihre Verbindungstechnik. Das 1995 unter dem Markennamen WALFORM eingeführte System braucht keinen Schneidring mehr, das speziell verformte Rohrende verbindet sich direkt mit dem Verschraubungskörper. Mit WALFORM eröffnen sich neue Absatzmöglichkeiten, denn das System ist auch für den Maschinenbau in Gefahrenbereichen (wie Gießereien oder Stahlwerke) interessant. Der führende Aggregatebauer für den Maschinenbau, Mannesmann Rexroth (heute Bosch), setzt WALFORM unter anderem beim Bau des BMW-Werkes bei Birmingham ein. „Weg mit dem Kettengewurschtel, weg mit dem Schraubengefummel, weg mit den Schläuchebändern“, verspricht Walterscheid auf der landwirtschaftlichen Fachmesse Agritechnica 1997 in Hannover.

Die dritte Generation

Knapp 20 Jahre nach der Gelenkwelle 2000 präsentiert Walterscheid-DLS eine neue Baureihe der Antriebstechnik. Power-Drive bietet zwei Vorteile: Seine Komponenten sind leicht zu handhaben und langlebig. Zum Gesamtangebot von Power Drive gehört auch, die Kreuzgelenke und das Schutzlager saisonal zu warten. Daneben bieten Power Drive-Gelenkwellen dickwandige Schutzrohre und flexible Trichter mit stabiler Innenabstützung. Auch die integrierten Überlastkupplungen entsprechen den gestiegenen Anforderungen. Die bisherige Abschaltkupplung erhält ein Dichtsystem mit Ölfüllung. Durch den Grad der Ölfüllung ist eine genau definierte Wiedereinschalt-Drehzahl möglich. Diese hydraulische Form der Drehmomentüberwachung gibt der neuen Abschaltkupplung ihren Namen: Hydraulic-Torque Control (HTC). HTC-Kupplungen sind vor allem für Maschinen mit besonders starker Beanspruchung und hohen Drehzahlen wie Großballenpressen geeignet.

Innovationen entwickelt das Unternehmen weiterhin direkt mit Kunden und mit Kooperationspartnern aus der Wissenschaft. So erarbeiten Walterscheid-Konstrukteure und der Düngerstreuer-Hersteller Norbert Rauch eine Kuppelhilfe mit dem Namen Tele-Space. Denn bei Düngerstreuern und anderen eng anbauenden Maschinen wie Feldspritzen ist der Freiraum zum Kuppeln mit dem Dreipunktanbau des TAS zu gering. Die Lösung liegt in einer veränderten Abfolge: Während bisher zunächst das Gerät an den Schlepper angehängt und anschließend die Gelenkwelle im beengten Zwischenraum gekuppelt wird, nähert sich der Traktor bei Tele-Space der Maschine bis auf einen Abstand. Durch den gewonnenen Freiraum kann dann die Tele-Space-Gelenkwelle dank des zusätzlichen Teleskoprohrs leicht montiert werden.

Walterscheid tritt bei der Agritechnica 1997 als Anbieter umfassender Lösungen auf. Mit dem Rotorgetriebe bietet das Unternehmen als weltweit erster Zulieferer eine Integration der Überlastkupplung in das Getriebe. Claas setzt das Walterscheid-Rotorgetriebe unter anderem in Strohpressen wie dem Quadrant 2200 ein. Maßstäbe setzen auch die neuen Schalt- und Wendegetriebe für selbstfahrende Arbeitsmaschinen. Die Getriebe sind mittels zweier elektromagnetisch betätigter Kupplungen unter Last steuerbar und mit Quickstop-Funktion ausgestattet. Sie kommen etwa für Einzugsysteme an Häckslern zum Einsatz.

Auch TAS setzt zunehmend auf Hydraulik. 1997 wird die Seitenstrebe unter der Bezeichnung HGST weiterentwickelt. Hydraulischer Druck schiebt das Dreipunktgestänge und somit das Anbaugerät in Position. Einmal eingestellt arbeitet dieses System ohne weiteres Zutun des Fahrers. HGST funktioniert in jeder Hanglage und mit jedem bekannten Anbaugerät.

Mit Power Drive präsentiert Walterscheid 1997 seine dritte Gelenkwellen-Generation.

Mit Power Drive präsentiert Walterscheid 1997 seine dritte Gelenkwellen-Generation.

Globales Wachstum

Am 20. Februar 1998 produziert die Frühschicht der CLV-Division das 50-millionste CV-Gelenk. Der langjährige Gruppensprecher Adolf Funken, der 30 Jahre zuvor bereits die ersten Stücke montierte, überreicht Manfred Arntz zu diesem Anlass symbolisch ein „goldenes Gelenk“. Wenig später wird die CV-Fertigung innerhalb des Konzerns allerdings umstrukturiert und komplett nach Italien verlagert. Walterscheid konzentriert sich nun ganz auf Landtechnik.

Das 1999 gemeinsam mit der TU Braunschweig entwickelte neue TAS-System Powerlift 2000 verbindet bekannte Hydraulikkomponenten mit elektronischer, zum Teil auch schon Computer-programmierter Steuerung. Auf der Agritechnica 1999 zeigt sich die Branche von dem hochmodernen System sehr angetan.

Ab dem Jahr 2000 wächst Walterscheid weiter auf den internationalen Märkten. Im Jahr 2000 öffnet ein Verkaufsbüro in Brasilien, 2001 folgt das Büro in China. Der Landtechnik-Teil der Glaencer Seurre (Belgien) wird 2002 zum Logistikcenter Westeuropa, im folgenden Jahr entsteht aus der Dansk Uni-Cardan das Logistikcenter Skandinavien. Ein neu gebauter Betrieb im 15 Kilometer westlich gelegenen Woodridge (Illinois) ersetzt das Werk in Burr Ridge. In Deutschland ist das Werk Kirschau mittlerweile zu klein geworden, um die Nachfrage nach landtechnischen Getrieben zu bedienen. Auch hier entscheidet sich Walterscheid für einen Neubau in der Nähe: 2003 nimmt das Getriebewerk in Sohland seine Arbeit auf.